(Gastbeitrag von Thomas Staack) FUNino ist die neue Spielform für den Spielbetrieb des Kinderfußballs. Der DFB und die Landesverbände wollen sie in den nächsten Jahren bundesweit in den Altersklassen Bambini bis E-Junioren (U6 bis U11) einführen. In manchen Kreisen gibt es bereits testweise FUNino-Staffeln, in denen sich Vereine an den Wochenenden zu Turnieren treffen. Was FUNino ist, welche Vorteile es hat und welche Kritikpunkte es gibt, könnt ihr in diesem Artikel lesen.
Was ist FUNino?
Der Begriff FUNino ist ein Kunstwort, das sich aus dem englischen Wort „fun“ (= Spaß) und dem spanischen Wort nino (= Kind) zusammensetzt, frei übersetzt also „Spaß für Kinder“ bedeutet. Inhaltlich ist FUNino ein kleines Fußballspiel im 3 gegen 3 auf 4 Minitore. Gespielt wird in einem kleinen Feld (ca. 28 x 22 Meter) mit 2 Torzonen (ca. 6 Meter). Es gibt nur wenige Spielregeln, deren Ausgestaltung und Anwendung leicht variabel ist.
Die wichtigsten Regeln lauten:
1. Treffer dürfen nur innerhalb der Torzonen erzielt werden.
2. Nach jedem Tor wechseln beide Teams einen Spieler, spätestens nach 2 Minuten.
3. Statt Einwurf wird der Ball eingedribbelt.
4. Gespielt wird im Fair-Play-Modus.
5. Liegt ein Team mit 3 Toren zurück, darf es einen vierten Spieler einwechseln, bis der Abstand nur noch 1 Tor beträgt.
Was ist neu an FUNino?
Neu ist die Spielform im eigentlichen Sinne nicht. Horst Wein hat sie als Trainingskonzept bereits in den 1980er Jahren aus dem Straßenfußball entwickelt. Unsere Nachbarn in Österreich und der Schweiz nutzen sie schon lange. Der DFB wirbt in Lehrbüchern und Trainingseinheiten seit vielen Jahren für kleine Fußballspiele mit kleinen Teams in kleinen Feldern, oft auch mit mehr als 2 Toren. So ergibt sich bis heute die absurde Situation, dass viele Kinderfußballtrainer in Deutschland im Training kleine Fußballspiele wie FUNino, 4 plus 1 oder 4vs4 auf 2 Minitore spielen lassen, im Spielbetrieb am Wochenende jedoch 6 plus 1 spielen. Lange Zeit galt also die Regel: Wir trainieren anders, als wir spielen. Doch seit renommierte Sportwissenschaftler wie Prof. Matthias Lochmann von der Universität Erlangen neue Forschungsergebnisse präsentiert haben, scheint es zu einem Umdenken hinsichtlich des Spielbetriebs zu kommen.
Was ist gut an FUNino?
Kurz gesagt: Kleine Spielfelder und kleine Teams bedeuten viele Ballkontakte, viele Treffer und viele Erfolgserlebnisse für die Kinder. Durch die 4 Tore fördert FUNino schwerpunktmäßig Passen und Spielverlagerung, nebenbei Handlungsschnelligkeit, Richtungswechsel mit Ball und Tempodribblings in freie Räume. Die Torzonen sorgen für ein Kombinationsspiel bis vor die Tore. Alle Kinder sind am Spiel beteiligt und erhalten identische Einsatzzeiten. Jugendtrainer fühlen sich bei Einzelspielen am Wochenende oft unter Ergebnisdruck gesetzt. Sie wollen alle Kinder gleichmäßig einsetzen, trauen sich aber häufig nicht, um den Sieg nicht zu gefährden. Diese Drucksituation wird beim FUNino durch das feste Wechselsystem vermieden.
Wie funktioniert ein FUNino-Spieltag?
An einem FUNino-Spieltag treffen sich mehrere Vereine auf einem Sportplatz und bilden Teams mit je 4-5 Spielern. Bis zu 8 Spielfelder können auf einem Sportplatz markiert werden. In einem Zeitfenster von ca. 2 Stunden bestreiten bis zu 32 Teams je 7 Spiele zu 7 Minuten. Die Minitore werden oft von allen Vereinen mitgebracht. Entweder spielen die Teams in 2 Gruppen („stärkere“ und „schwächere“) nach dem Modus „jeder gegen jeden“ oder es wird mit einem Aufstieg-Abstieg-Modus gespielt. Dabei steigt das Siegerteam ein Feld auf (z. B. von Feld 5 zu Feld 4) und das Verliererteam ein Feld ab (z. B. von Feld 5 zu Feld 6).
Welche Kritikpunkte und organisatorischen Probleme gibt es beim FUNino?
Das Konzept des FUNino wird von den meisten Kinderfußballtrainern sehr positiv aufgenommen. Das ist nicht verwunderlich, da die meisten Trainer die Grundidee bereits im Training anwenden. Folgende Kritikpunkte sollte man sich vor Augen halten:
FUNino fördert im Schwerpunkt das Passen, insbesondere durch die 4 Minitore und die Torzonen. 1-gegen-1-Situationen spielen eine geringere Rolle als bei kleinen Fußballspielen auf 2 Minitore. Außerdem gerät der Torschuss mit dem Vollspann in den Hintergrund. Er ist außerhalb der Torzone nicht erlaubt und beim FUNino auch nicht sinnvoll, da die Kinder mit der Innenseite sicherer ins Minitor treffen. Zudem findet kein Torwartspiel statt. Das widerspricht dem Willen der Kinder, die sich gern im Tor ausprobieren. Organisatorisch stellen vor allem die vielen Minitore ein Problem dar. 8 Spielfelder benötigen 32 Minitore, die kein Verein zu bieten hat. Doch letztlich ist das nur ein kleines Problem und eine Frage der Kosten. Minitore lassen sich vielfältig und kreativ ersetzen durch Pop-Up-Tore, Stangen-, Pylonen- oder Hütchentore.
Fazit – FUNino ist ein Quantensprung
Deutlich gesagt: FUNino ist ein Quantensprung für den Spielbetrieb am Wochenende. Die Vorteile überwiegen bei weitem, und die Kritikpunkte lassen sich durch eine zusätzliche Spielform beseitigen. Wird nämlich ergänzend zum FUNino im 4 plus 1 auf Jugendtore gespielt, werden auch Torschuss und Torwartspiel sinnvoll gefördert. Die Mischung macht es, und wenn sich diese Form des Spielbetriebs durchsetzt, wird es nicht nur viele glückliche Kinder, sondern auch fröhliche Trainer geben. Endlich können wir Trainer so spielen, wie wir trainieren.
Autor: Thomas Staack