Ein Thema was viele Trainer und auch Eltern beschäftigt. Ein Großteil der Trainer legen schon bei den Bambini die Positionen ihrer Spieler fest. Mit dem einfachen Hintergrund: Gewinnen.
“Tom kann gut schießen, der ist Stürmer. Felix ist ein Kämpfer und körperlich überlegen, das ist ein Verteidiger. Pascal ist schön groß, das ist ein Torwart.”
So in etwa, sieht das Denken vieler Jugendtrainer aus und dementsprechend verläuft dann auch die Entwicklung der Kids. Eintönig, unflexibel und viele verlieren den Spaß, weil sie gerne auch einmal auf einer anderen Position spielen wollen, aber nicht dürfen.
Um Spieler bestmöglich entwickeln zu können, ist es enorm wichtig auf den Positionen zu rotieren.
“Das Motto lautet: Rotation statt feste Position !”
Die meisten Kinder wollen Stürmer spielen. Ganz klar. Dort schießt man viele Tore, man kann am meisten jubeln und man macht die Eltern stolz. Kaum ein Kind erzählt seinen Eltern, wie viele Bälle er verteidigt hat. Manche Eltern sprechen sogar eine Belohnung aus, wenn der Sohn oder die Tochter ein Tor schießt. Natürlich will man dann erst recht Stürmer sein. Doch leider, ob sie wollen oder nicht, muss es auch Verteidiger und einen Torwart geben. Was oftmals für große Enttäuschung sorgt, welche durch die Rotation der Positionen gar nicht mehr so groß ist.
Doch wie sieht das Rotationsprinzip im Kinderfußball eigentlich aus ?
Sollte die Startaufstellung wöchentlich geändert werden oder wird auch während des Spiels rotiert ? Am besten beides.
Die Wechsel können im Grundlagenbereich (G bis E-Jugend) ca. alle zehn Minuten erfolgen. Je nach Spieleranzahl und Spielzeit. Bei einem 3-3 System beispielsweise, wechseln die 3 Verteidiger in den Sturm, die 3 Stürmer verlassen das Feld und die 3 Wechselspieler werden zu Verteidigern. Ein ganz einfaches Rotationsprinzip mit viel Wirkung und jeder bekommt die gleiche Spielzeit. Zusätzlich beugt man durch die Rotation und durch die gleiche Spielzeit, Ärger mit den Eltern vor und das Bild von traurigen, blumenpflückenden Kindern am Spielfeldrand, sollte es nicht mehr geben. Leider neigen immer noch viele Trainer aus falschem Gewinndenken dazu, stärkeren Spielern mehr Einsatzzeit zu geben als schwächeren. Doch damit verlieren die schwächeren Kinder nicht nur den Spaß am Spiel, sondern auch an Selbstbewusstsein. Den Torwart dürfen wir bei der Rotation natürlich nicht vergessen. Dieser kann/sollte in der Halbzeitpause gewechselt werden. Der bisherige Torwart geht dann einfach ins Feld. Zum nächsten Spiel sind dann einfach zwei andere Torhüter an der Reihe, sodass man auch auf dieser Position eine faire und entwicklungsfördernde Lösung hat.
Ein weiterer Vorteil des Rotationsprinzips ist, dass jeder Spieler jede Position auf dem Feld kennenlernt. Doch warum ist das so wichtig? Weil durch die Rotation der Positionen das Spielverständnis, die technischen Fähigkeiten, die Spielintelligenz und auch das taktische Grundverständnis verbessert wird. Dies hilft wiederum in bestimmten Situationen eher die richtige Entscheidung zu treffen.
Des Weiteren wirkt sich die Rotation positiv auf das Teamgefühl aus. Wenn du als Trainer die Positionen tauschst, wird in der Regel viel weniger übereinander geschimpft. Jeder kennt es. Die Verteidiger schimpfen über die Stürmer, die Stürmer über die Verteidiger und der Torwart ist sowieso immer der Ar…. . Im Rotationsprinzip kennt jeder das Gefühl des anderen und entwickelt somit ein größeres Verständnis für Fehler des Mitspielers. Der schimpfende Stürmer spielt schließlich im gleichen Spiel noch als Verteidiger und möchte dann auch nicht angemeckert werden.
Ein weiteres wichtiges Argument für das Rotationsprinzip ist die technische Entwicklung und die Verbesserung des Spielverständnis. Jede Position bringt verschiedene technische Herausforderungen und Aufgaben mit sich. Als Stürmer lernt ein Kind, sich im offensiven 1 gegen 1 zu behaupten und verbessert den Torabschluss. Als Verteidiger lernt man den Spielaufbau, das Durchstecken von Bällen in die Tiefe und natürlich auch das defensive 1 gegen 1. Durch die verschiedenen Aufgaben auf jeder Position, werden nicht nur die technischen Fertigkeiten, sondern auch die Spielfähigkeit verbessert.
Kinder, die schon im Grundlagenbereich auf eine feste Position gedrängt werden, können sich nicht ganzheitlich entwickeln und werden nachhaltig Defizite aufweisen. Nur durch die Rotation der Positionen, können die Kinder zu vielseitigen Fußballern ausgebildet werden. Eine Spezialisierung erfolgt später.
Doch warum nutzen so viele Trainer das Rotationsprinzip nicht ?
Der Hauptgrund ist vermutlich, dass durch die Rotation der Positionen ein Leistungsabfall während des Spiels eintritt und somit auch das ein oder andere Spiel verloren geht, welches sonst nicht verloren gegangen wäre. Man muss als Trainer also akzeptieren gegen nicht rotierende Mannschaften zu verlieren, gegen die man beim Verzicht auf die Rotation, eventuell gewonnen hätte. Auch der Ergebnisdruck von den Eltern, anderen Trainern oder vielleicht vom Jugendleiter spielen eine Rolle, warum manche Trainer nicht auf den Positionen rotieren. Die Kinder selbst haben mit der Rotation erfahrungsgemäß die geringsten Probleme. Natürlich hat jeder Spieler seine Lieblingsposition und auch jeder Spieler ist auf einer bestimmten Position am stärksten, aber eine Spezialisierung hat in der Grundlagenausbildung, mit Blick auf die fußballerische Zukunft nichts zu suchen.
“Denkt immer daran: Das kurzfristige Gewinndenken schadet der langfristigen Entwicklung der Kinder. “
Wie gut die Rotation der Positionen der Entwicklung der Kinder wirklich getan hat, ist nicht sofort sichtbar. Spätestens im Großfeldbereich werden es euch jedoch Trainer, Spieler und auch die stolzen Eltern danken.
Denn dort werden die Lorbeeren geerntet, welche in der Grundlagenausbildung gesät wurden.