
Ajax Amsterdam ist damals wie heute bekannt für seine phantastische Jugendarbeit. Das Ajax Nachwuchszentrum „De Toekomst“ (deutsch: die Zukunft) gehört zu den renommiertesten Talentzentren auf unserem Planeten.
Mit Matthijs de Ligt (Juventus Turin), Frenkie de Jong (FC Barcelona) oder Donny van de Beeck (Manchester United) haben in den letzten Jahren mehrere Ajax Talente den Verein zu absoluten europäischen Topclubs verlassen. Auch wenn viele Nachwuchskicker den Rufen der ganz Großen der Welt folgen, gehen ihnen nie die Talente aus.
Doch wie schafft es Ajax Amsterdam nun schon über Jahrzehnte so viele große Talente im Profifußball zu etablieren? Mehr als alle anderen Topteams weltweit .
Ajax scoutet und bildet mit Struktur und Nachhaltigkeit aus. Es steckt ein riesiges Konzept hinter der ganzen Talentschmiede „De Toekomst“ .
Gescoutet wird schon früh in einem 50-Kilometer-Radius in und um Amsterdam. Dort werden talentierte Jungen im Alter von 7 bis 12 Jahren auf Bolzplätzen, in Schulen und kleinen Vereinen beobachtet.
Gesichtet wird nach den Kriterien des TIPS-Konzept:
T= Technik
I = Intelligenz
P= Persönlichkeit
S= Schnelligkeit
Insgesamt liegt der Fokus der Scouts sogar primär auf den Säulen der Intelligenz, Schnelligkeit und Persönlichkeit, da davon ausgegangen wird, dass Technik ein stets zu erlernendes Element ist. Welche Merkmale genau zu den einzelnen Säulen gehören, ist in der obigen Darstellung detailliert zu erkennen.
Für den Fall, dass ein Spieler dem Anforderungsprofil entspricht, wird ein sechswöchiges Probetraining in der jeweiligen Jugendmannschaft veranlasst. Erst danach wird eine endgültige Entscheidung getroffen, ob eine Aufnahme in die berühmte Jugendakademie in Betracht kommt oder nicht.
Doch auch speziell in den skandinavischen Nationen wie Dänemark oder Schweden wird vereinzelt in den älteren Jahrgängen gescoutet. Primäre Scouting-Zone ist und bleibt jedoch die Niederlande, insbesondere in und um Amsterdam. Dies macht sich auch anhand des nationalen Anteils von ca. 90 % in der Akademie bemerkbar.
Wenn ein Spieler dann endgültig in der ruhmreichen Akademie angekommen ist, sind die jungen Kicker Teil eines permanenten Wettbewerbs, in der eine stetige Entwicklung sehr wichtig ist, um nicht durch neue Talente ersetzt zu werden. Das heißt, die Spieler müssen schon früh lernen mit Leistungsdruck umzugehen, um auch später mental und psychisch stark zu sein. Denn je älter sie werden, desto größer wird der Druck. Nur mental starke Spieler halten diesem auch stand. Daher wird der Säule Persönlichkeit viel Bedeutung gewidmet. Doch nicht nur mentale Stabilität oder Druckbewältigung zählen zu den wichtigen Merkmalen der Persönlichkeit , sondern auch Disziplin, Respekt und soziale Interaktion. Bei Ajax möchte man Vorbilder kreieren, die in der Gesellschaft verantwortungsbewusst auftreten und respektvoll mit ihren Mitmenschen und Gegnern umgehen.
„Ich schaue nie auf Ergebnisse, welcher Spieler die meisten Tore geschossen hat, oder wer am schnellsten gerannt ist. Diese Fakten können nur Aussagen über die derzeitige persönliche Entwicklungsstufe treffen. Ich schaue eher wie sich Spieler bewegen, auf deren Kreativität und ihren Willen zu gewinnen. Die Liebe zum Spiel zählt. Diese Dinge sind wegweisend, um vorherzusagen, wie sich ein Spieler in der Zukunft präsentiert.“ (Wim Jonk, Akademiedirektor Ajax Amsterdam)
Ein weiterer Grund warum die Nachwuchsarbeit von Ajax Amsterdam so erfolgreich ist, ist das von der F-Jugend bis zur Profimannschaft die gleiche Ajax Philosophie und das gleiche Ajax Spielsystem gespielt wird. Die einheitliche Philosophie lautet „Total Voetbal“ (deutsch: Totaler Fußball).
Das heißt:
- Angriffsfußball (offensiv, schnell und attraktiv)
- jeder Feldspieler kann die Rolle des anderen übernehmen (Rotation der Positionen)
- offensives Verteidigen (Gegner soll früh unter Druck gesetzt werden)
- herausragende technische Fertigkeiten
- Kreativität
Das Spiel von Ajax ist von grundauf schnell angelegt. Ballgewinne sollen möglichst weit in der gegnerischen Hälfte erfolgen. Kreativität spielt eine ebenso wichtige Rolle wie eine perfekte Balltechnik. Daher steht die Ballarbeit auch bei allen Trainingsformen im Mittelpunkt.
„Wenn du keine ausreichenden technischen Fähigkeiten bis zum Alter von 14 Jahren hast, kannst du es vergessen ein professioneller Fußballer zu werden.“ (Arsène Wenger)
Daher sollte gerade im Kinderfußball viel wert auf die Ausbildung der technischen Fähigkeiten gelegt werden (Dribbeln, Passen, Schießen, Ballmitnahme). Ergebnisorientierte Wettkämpfe und darauf ausgelegtes Training haben im Grundlagenbereich nichts zu suchen.
Natürlich ist so eine Nachwuchsausbildung mit großen Kosten und hervorragenden Trainingsbedingungen verbunden. Das gesamte Akademiebudget für Coaches, modernstes Equipment sowie Instandhaltung der Ausbildungsanlage und diverse Reisen beträgt circa 6 Millionen €.
Ein 140.000 m2 großer Sportkomplex befindet sich neben der Johan-Cruyff-Arena, sodass der Nachwuchs immer sein großes Ziel vor Augen hat. Dieser Sportkomplex beinhaltet acht Spielfelder, davon vier Natur- sowie vier Kunstrasen, und ein großes Akademiegebäude, das mit Umkleiden, Übungszimmern, Fitnessstudios und diversen Büros bestückt ist. Diese hohen Kosten für eine optimale Nachwuchsausbildung rentieren sich, wie der Verkauf von Frenkie de Jong für 75 Millionen zum FC Barcelona, Matthijs de Ligt für 85 Millionen zu Juventus Turin oder Donny van de Beeck für 39 Millionen zu Manchester United zeigen.
Zusammenfassend sollte sich jeder Nachwuchstrainer dieses TIPS-Konzept einmal genauer anschauen, um zu sehen, auf welche Merkmale die beste Nachwuchsakademie der Welt wert legt.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Wichtigste für die meisten Jugendtrainer das Gewinnen von Spielen ist. Sie interessieren sich hauptsächlich für den eigenen Erfolg und die eigene Reputation. Mein Interesse galt stets dem Verein. Wenn ein talentierter Spieler nicht verteidigen konnte, dann habe ich ihn in die Abwehr gesteckt, damit er es lernt, was uns einiges an Punkten gekostet hat. Aber ich habe mich nicht um Punkte gesorgt, denn ich war damit beschäftigt, den Spieler weiterzuentwickeln.“ (Johann Cruyff)

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