Nach dem vorzeitigen WM Aus der Nationalmannschaft, wird die Nachwuchsausbildung in Deutschland stark in Frage gestellt. Es werden wieder mehr kreative und dribbelstarke Spieler gefordert. Voraussetzung dafür ist eine exzellente Ballbeherrschung. Genau da kommt Coerver Coaching ins Spiel.
Hallo Christoph, kannst du uns kurz erzählen wer du bist und was du genau machst ?
Mein Name ist Christoph Biesenbach, 30 Jahre alt, Sportwissenschaftler und arbeite für die weltweit agierende Fußball-Technikschule Coerver Coaching. Dort bin ich Regionalleiter für Ostdeutschland.
Wie bist du zu Coerver gekommen ?
Über einen „Trainer gesucht“ – Aushang in der Uni. Da war ich ungefähr 20 Jahre alt und habe selbst noch aktiv gespielt. Aber schon im D-Jugendalter wusste ich, dass ich selbst irgendwann mal Jugendtrainer werden möchte. Ich habe mich dann später mit der Coerver Philosophie auseinandergesetzt und mir ist schnell klar geworden, dass mir selbst genau das gefehlt hat und meine Trainer oft keinen Wert auf Technik gelegt haben. Die Semesterferien haben sich dann gut dazu geeignet, bei Coerver als Camptrainer einzusteigen und nach und nach weiter hineinzuwachsen.
Was ist Coerver Coaching überhaupt und wo kommt es ursprünglich her ?
Coerver Coaching ist zum einen eine Fußballschule, die für Spieler in erster Linie Feriencamps und wöchentliches Einzel-, Kleingruppen- und Mannschaftstraining anbietet, sowie Aus- und Weiterbildungen für Trainer. Zum anderen ist es aber auch eine Trainingsmethode im Bereich Techniktraining.
Coerver Coaching existiert seit 1984. Namensgeber ist der ehemalige holländische Trainer Wiel Coerver (u.a. Feyenoord Rotterdam). Seine Grundannahme war, dass die technischen Fähigkeiten der damaligen Superstars, wie Cruyff, Beckenbauer oder Pele nicht allein auf Talent zurückzuführen sein dürften. Sondern, dass es möglich sein muss, auch Kindern und Jugendlichen die Bewegungen der Topstars beibringen zu können. Es fing dann mit den Finten an und hat sich mit dem Fußball weiterentwickelt. Es geht im Fußball immer darum, Zeit und Raum zu gewinnen. Dafür sind u.a. der erste Ballkontakt und die Vororientierung wichtig, um dann im hohen Tempo, unter Zeit- und Gegnerdruck die Situationen technisch gut lösen zu können, bedarf es intensiver Grundlagenarbeit. Das gilt auch noch für Profis.
Cristiano Ronaldo hat bei Manchester United viel mit der Coerver Methode gearbeitet oder wenn wir nach Deutschland blicken, dürfte der bekannteste Name wohl Arjen Robben sein, der im Garten mit seinem Vater die Übungen der damaligen Coerver-VHS-Kassetten geübt hat. Bestandteil einer jeden Trainingseinheit sind Übungen zur Ballbeherrschung, Passspiel, Schnelligkeit mit und ohne Ball, Zweikämpfe, Torabschlüsse und Kleingruppenspiele.
Was habt ihr euch als Ziel gesetzt?
Wir wollen sowohl Spieler als auch Trainer dabei unterstützen, die technischen Fähigkeiten, insbesondere junger Spieler, zu verbessern. Dabei geht es nicht nur um das Sportliche, sondern, wenn man so will, auch um Pädagogik: wie erkläre ich Bewegungsabläufe oder Übungsformen schnell und präzise? Wie korrigiere ich? Wie kritisiere ich? Wie gewinne ich die Aufmerksamkeit der Kinder? Natürlich ist jede Gruppe verschieden. Aber es gibt ein paar Tricks, die überall funktionieren 😊
Mein persönliches Ziel ist es, jemanden trainiert zu haben, der es in die Nationalmannschaft seines Landes schafft und sagt, dass Christoph Biesenbach ihm dabei geholfen hat, seinen Traum zu verwirklichen.
Was ist der Unterschied zwischen Coerver Coaching und anderen Trainingsmethoden ?
Zum einen, dass wir uns nur auf die Technik beschränken. Das heißt nicht, dass wir andere Trainingsbestandteile, wie etwa Taktik oder
Kondition, nicht als wichtig empfinden würden. Der Trend geht aber überall, sowohl im Sport als auch in der Wirtschaft, hin zu Spezialisierungen. Daher beschränken wir uns auf einen Bereich um den richtig gut zu machen. Um die anderen Bereiche können sich dann andere kümmern.
Gibt es spezielle Altersklassen auf die ihr euch fokussiert habt ?
Wir trainieren sowohl mit Bambini, als auch mit Profis, bis hin zu Trainern im Rentenalter 😊 Allerdings gibt es natürlich für jede Altersgruppe spezielle Programme. Technik kann man immer lernen. Man kann ja auch mit 80 Jahren noch Gitarre spielen lernen. Auf die Bereitschaft kommt es an.
Einem 33-jährigen zu erklären, dass er auch mal den linken Fuß nehmen soll, kann mitunter schwierig sein. Der Fokus liegt aber tatsächlich auf dem goldenen Lernalter im Bereich von 7 bis 13 Jahren.
Wie können interessierte Eltern oder Kinder Coerver Coaching ausprobieren ?
Ein guter Einstieg wäre ein Feriencamp, um die Methode kennen zu lernen. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich auch die Möglichkeit, zum Schnuppertraining in eine bestehende Gruppe vorbei zu kommen oder ein Demo-Training im eigenen Verein auszurichten.
Gibt es auch Weiterbildungsangebote für Trainer, ähnlich wie in den Landesverbänden ?
Die gibt es und die werden auch z.B. vom Berliner und Brandenburger Landesverband zur Lizenzverlängerung anerkannt. Zum Beispiel findet vom 12.-14.04.2019 eine Fortbildung in Berlin-Mahlsdorf statt.
Seit diesem Jahr ist es zusätzlich auch möglich, die „Coerver-Grassroots-Lizenz“ zu machen.
Jetzt noch zur wichtigsten Frage: Kennst du Spond? 😊
Ja, natürlich 😊
Nutzt du für deine Camps eine App zur Teamorganisation ?
Für Camps gibt es die klassische Kommunikation per E-Mail. Da gibt es auch meist gar nicht so viel zu klären. Bei wöchentlichen Trainingsgruppen nutze ich WhatsApp. Teilweise organisieren sich die Gruppen aber auch selbst durch engagierte Eltern, den Trainer oder Nachwuchsleiter und ich habe dann nur einen Ansprechpartner. Die nutzen dann teilweise auch andere Apps wie Spond.
Denkst du das Apps wie Spond, das Trainerleben erleichtern können ?
Davon gehe ich aus und werde es auch ausprobieren. Sympathisch an Spond ist für mich vor allem, dass nicht zwingend jeder die App haben muss, sondern nur der Trainer.
Vielen Dank für das tolle Interview Christoph. Spond wünscht dir und deiner Familie alles gute für die Zukunft.